Die Familie von Rosa Bamberger, geb. Borngässer

Die englische Übersetzung finden Sie auf dieser Seite

Nathan & Rosa Bamberger. Familienarchiv

Rosa Bamberger, geb. Borngässer, wurde 1868 in Rodheim vor der Höhe geboren, einem Dorf mit etwa 1500 Einwohnern, von denen 98 Juden waren. Sie war das zweite von drei Kindern von Zacharias und Bertha (geb. Aumann) Borngässer.

Grabstein Nathan Bamberger 1918

Im Mai 1897 heiratete Rosa Nathan Bamberger aus Muschenheim. Sie hatten zwei Söhne, Julius, geb. 1898, und Ludwig, geb. 1902. Julius heiratete 1897 Irene Mayer aus Wohnbach, und sie zogen nach Lich. 1918 starb Nathan Bamberger im Alter von 50 Jahren; er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Muschenheim beigesetzt.

Rosa und ihr Sohn Ludwig lebten während der ersten beiden Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts weiterhin in Muschenheim. 1931 beschlossen sie jedoch, Muschenheim zu verlassen und nach Lich zu ziehen; sie wohnten zunächst bei Julius und seiner Familie in der Butzbacher Straße.

Ludwig Bamberger. Familienarchiv.

Im August 1936 verließ Julius Lich in Richtung Südafrika; im Oktober 1936 zog seine Frau Irene mit ihrer Mutter Johanna Mayer und ihren kleinen Kindern Renate (geb. 1930) und Hugo (geb. 1932) nach Frankfurt a/Main. Rosa und Ludwig zogen in eine Mietwohnung bei der Familie Zimmer in der Oberstadt 26 in Lich. 1938 wurde Ludwig verhaftet und im KZ Buchenwald inhaftiert. Im Januar 1939 konnten Irene, Renate und Hugo Deutschland verlassen und zu Julius nach Johannesburg ziehen. Doch Johanna Mayer sowie Rosa und Ludwig Bamberger scheiterten mit ihren Versuchen, nach Johannesburg zu emigrieren.

Am 14. September 1942 wurden Rosa und Ludwig von der Gestapo in Lich aufgegriffen. Nach Augenzeugenberichten wurde die inzwischen 74-jährige Rosa brutal auf den Lastwagen gestoßen. Sie wurden zunächst nach Gießen, dann nach Darmstadt gebracht. Am 27. September 1942 wurde Rosa Bamberger von Darmstadt aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 03. Mai 1943 im Alter von 75 Jahren starb. Ludwig wurde am 30. September 1942 von Darmstadt aus in die Tötungsanstalt Treblinka im besetzten Polen deportiert. Er war 40 Jahre alt.

Im Januar 2020 wurden vor der Oberstadt 26 Stolpersteine zum Gedenken an Rosa Bamberger, geb. Borngässer, und Ludwig Bamberger verlegt.

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Die nachstehende Nachkommenliste verortet Rosa im Kontext ihrer Familie; sie erzählt die tragische Geschichte, wie ihre Geschwister ihr Schicksal teilten. Ihr Bruder Hermann Borngässer und seine Frau Rosa (geborene Bamberger, Nathans Schwester) versuchten, dem Naziregime zu entkommen, indem sie 1939 nach Holland einwanderten. Sie schlossen sich der Familie von Tochter Bertha und ihrem Mann, Alfred Strauss, und ihren drei Kindern Heinz Albrecht, Ilse und Leo an. Alfreds Eltern hatten Deutschland 1933 verlassen, und Bertha und Alfred folgten ihnen 1936. Aber alle sieben wurden Ende Oktober/Anfang November 1942 zusammengetrieben und im Durchgangslager Westerbork interniert. Die Deportation begann am 29. Oktober 1942 mit der Deportation der Eltern von Alfred Strauss, Samuel und Antoine, gefolgt von Alfred am 16. November 1942 nach Auschwitz. Am 10. März 1943 wurden Hermann und Rosa in die Tötungsanstalt Sobibor deportiert; die Karteikarte zeigt den Weg von Hermann und Rosa (geb. Bamberger) Borngässer durch die Internierung im Durchgangslager Westerbork bis zur Deportation am 10.3.43 (10 März 1943). Die letzten, die deportiert wurden, waren Bertha und die drei Kinder; sie wurden am 21. September 1943 in die Vernichtungslager Auschwitz deportiert und bei ihrer Ankunft ermordet.

Index card tracking Hermann Borngässer’s deportation. Arolsen Archives.

Rosas anderer Bruder, Salomon Borngässer, wurde mit seiner zweiten Frau Lisette am 15. September 1942 von Frankfurt aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er starb dort; sie wurde nach seinem Tod nach Auschwitz transportiert, wo sie bei der Ankunft ermordet wurde.

Nachkommenliste von Leopold und Babette (geb. Levi) Borngässer

    • [Löb] Leopold BORNGÄSSER
    • └ ∞ Babette LEVI
      • 1. Zacharias BORNGÄSSER II, geb. um 1837, gest. 10 Dez 1904 Rodheim v/d Höhe/HE
      • └ ∞ Bertha AUMANN, geb. um 1832, gest. 18 Jun 1888 Rodheim v/d Höhe/HE
        • 2. Hermann BORNGÄSSER, geb. 24 Jun 1866 Rodheim v/d Höhe/HE, 1939 nach Holland, 07 Nov 1942 ins Durchgangslager Westerbork überführt, 10 Mär 1943 von Westerbork nach Sobibor deportiert, ermordet 13 Mär 1943 Sobibor Tötungsanstalt
        • └ ∞ Rosa BAMBERGER, geb. 02 Apr 1875 Muschenheim/HE, 1939 nach Holland, 07 Nov 1942 ins Durchgangslager Westerbork überführt, 10 Mar 1943 von Westerbork nach Sobibor deportiert, ermordet 13 Mar 1943 Sobibor Tötungsanstalt
          • 3. Bertha BORNGÄSSER, geb. 06 Apr 1898 Rodheim v/d Höhe/HE, 1936 nach Holland, 07 Nov 1942 in das Durchgangslager Westerbork überstellt, 21 Sep 1943 von Westerbork nach Auschwitz deportiert, ermordet 24 Sep 1943 Auschwitz Vernichtungslager
          • └ ∞ (2 Feb 1928) Alfred STRAUSS, geb. 19 Okt 1901 Wachenbuchen/HE, 1936 nach Holland, 07 Nov 1942 in das Durchgangslager Westerbork überführt, 19 Nov 1942 von Westerbork nach Auschwitz deportiert, 28 Feb 1943 ermordet Auschwitz
          • 4. Heinz Albrecht STRAUSS, geb. 15 Sep 1929 Frankfurt a/Main/HE, 1936 nach Holland, 07 Nov 1942 in das Durchgangslager Westerbork überstellt, 21 Sep 1943 von Westerbork nach Auschwitz deportiert, ermordet 24 Sep 1943 Auschwitz Vernichtungslager
          • 4. Ilse STRAUSS, geb. 07.09.1932 Wachenbuchen/HE, 1936 nach Holland, 07 Nov 1942 in das Durchgangslager Westerbork überstellt, 21 Sep 1943 von Westerbork nach Auschwitz deportiert, ermordet 24 Sep 1943 Auschwitz Vernichtungslager
          • 4. Leo Fred STRAUSS, geb. 13.01.1935 Rodheim v/d Höhe/HE, 1936 nach Holland, 07 Nov 1942 in das Durchgangslager Westerbork überstellt, 21 Sep 1943 von Westerbork nach Auschwitz deportiert, ermordet 24 Sep 1943 Auschwitz Vernichtungslager
        • 2. Rosa BORNGÄSSER, geb. 17 Mär 1868 Rodheim v/d Höhe/HE, 1931 von Muschenheim nach Lich, Sep 1942 transportiert von Lich nach Darmstadt,  27 Sep 1942 deportiert von Darmstadt ins Ghetto Theresienstadt, ermordet 03 Mai 1943 Ghetto Theresienstadt
        • └ ∞ ((30 Mai 1897 Rodheim) Nathan BAMBERGER II, geb. 21 Okt 1868 Muschenheim/HE, gest. 30 Okt 1918 Muschenheim/HE, begraben jüdischen Friedhof in Muschenheim
          • 3. Julius BAMBERGER, geb. 7. Mai 1898  Muschenheim/HE, Aug 1936 nach Südafrika, gest. 26. Dezember 1957 Johannesburg/Südafrika
          • └ ∞ (23 Feb 1926) Irene MAYER, geb. 28 Sept 1903 Wohnbach/HE, 1926 nach Lich, Okt 1936 nach Frankfurt a/M, Jan 1939 nach Südafrika, gest. 30 Okt 1957 Johannesburg/Südafrika
            • 4. “Kind” BAMBERGER, geb. 1927 Gießen/HE, gest. 1927 Gießen/HE
            • 4. Inge BAMBERGER, geb. 19 Okt 1928 Gießen/HE, gest. 07 Nov 1928 Gießen/HE
            • 4. Renate BAMBERGER, geb. 19 Jul 1930 Gießen/HE, Okt 1936 nach Frankfurt a/M, Jan 1939 nach Südafrika
              • Für eine Familienübersicht, siehe hier.
            • 4. Hugo BAMBERGER, geb. 09 Mai 1932 Gießen/HE, Okt 1936 nach Frankfurt a/M, Jan 1939 nach Südafrika, 1993 von Südafrika nach USA, gest. 29 Jun 2021 Plantation/FL
              • Für eine Familienübersicht, siehe hier.
          • 3. Ludwig Bamberger, geb. 07 Apr 1902 Muschenheim/HE, 1931 von Muschenheim nach Lich, Sep 1942 transportiert Lich nach Darmstadt, 30 Sep 1942 deportiert von Darmstadt nach Treblinka Tötungsanstalt/ermordet
        • 2. Salomon BORNGÄSSER, geb. 13.01.1874 Rodheim v/d Höhe/HE, 15.09.1942 deportiert von Frankfurt a/Main nach Ghetto Theresienstadt, ermordet 05.01.1944 Ghetto Theresienstadt
        • └ ∞ (22 Jun 1900 Frankfurt a/M) Johanna GOLDSCHMIDT, geb. 27 Apr 1871 Geseke/NRW, gest. 09 Sep 1925 Frankfurt am Main/HE
        • └ ∞ (24 Aug 1926 Frankfurt a/M) Lisette LAUBHEIM, geb. 10 Nov 1881 Singhöfen/HE, 15 Sep 1942 von Frankfurt a/Main nach Ghetto Theresienstadt deportiert/15 Mai 1944 nach Auschwitz Vernichtungslager/ermordet

Quellen:
Arolsen Archiv
Über die Familie Alfred Strauss aus Wachenbrunn, siehe Bruder-Schönfeld Forum
Deutsches Nationalarchiv, Gedenkbuch
Joods Gedenkstätte
Ursula Sommerlad, 13.01.2020, ,,Die Menschen hinter den Namen”, Gießener-allgemeine, 13 Jan 2020

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