Die Familien von Leopold & Zilli & Jenny Bamberger

Die Geschichte der Familie Bamberger beginnt Ende des 18 Jahrhunderts, als Isaak Bamberger in Muschenheim Schutz erteilt wurde. Zahlreiche Grabsteine auf den jüdischen Friedhöfen „In den Kappesgärten“ und „Bei der Lehmkaute“ geben Zeugnis von der Geschichte dieser Familie.

Vor dem Haus Alter Rathausplatz 7 wurden am 20 November 2024 Stolpersteine für Leopold Bamberger, seine Ehefrau Jenny (geb. Mayer) und die Söhne Julius und Hugo verlegt.

Der Leopold Bamberger war der Sohn von Nathan I und Fanny (geb. Strauss) Bamberger. Auch deren Grabsteine befinden sich auf dem jüdischen Friedhof  „In den Kappesgärten.“ Nathan Bamberger war Kaufmann. Auch sein Sohn Leopold wurde Kaufmann für Viehhandel, Kurz- und Ellenwaren.

Registereintrag für die Ehe von Leopold Bamberger u. Jenny Mayer.

Leopold Bamberger hatten in erster Ehe Zilli Flörsheim geheiratet, die leider schon 1897 mit nur 28 Jahren starb, sechs Wochen nach der Geburt ihres Sohnes Julius. Leopold Bamberger heiratete nach Zillis Tod zwei Jahre später ein zweites Mal. Am 09. April 1899 heiratete er Jenny Mayer aus Wohnbach, geboren am 18 Mai 1877, Tochter von David u. Karoline (geb. Steg) Mayer. Am 11. Februar 1900 wurde der Sohn Hugo geboren. Die Tochter Flora, die zwei Jahre später zur welt kam, wurde nur 8 Jahre alt.

Daten über die Familie Bamberger sind dankenswerterweise ergänzt worden durch das Projekt „Juden in Muschenheim,“ das der damalig Muschenheimer Vikar Dieter Quick, heute Dr Quick, im Sommer 2002 nach eigenen Recherchen und Gesprächen mit Muchenheimer Zeitzeugen erarbeitet hat. Von Leopold Bamberger wurde in Muschenheim erzählt: Leopold sei immer gut gekleidet gewesen und habe einen guten Ruf im Dorf gehabt. Er war Vorsänger in der kleinen jüdischen Gemeinde. In ihrem Laden verkauften Leopold und Jenny Stoff, Knöpfe, Hosenträger, Gummizüge usw. Nachmittags ging Leopold mit seinem Bauchladen nach Birklar und Bettenhausen.

Die Söhne Julius und Hugo Bamberger lebten schon vor 1933 nicht mehr in Muschenheim. 1925 heiratete Julius Elsa Hahn, geb. 29. Mai 1902 in Bergen. Ein Sohn Erich wurde am 12. Oktober 1927 in Bad Homburg geboren. 1930 wohnte Julius in Bad Homburg in der Wallstrasse 30.

Eintrag für Julius Bamberger im 1930 Adressbuch von Bad Homburg.

Irgendwann danach zogen Julius, Elsa, und Erich nach Frankfurt. Beide Söhne waren bei einer Frankfurter Kreditanstalt angestellt und unterstützten von dort aus ihre Eltern, die dadurch nicht in Not gerieten.

Als die Einschüchterungsversuche in Muschenheim immer deutlicher wurden, zogen Leopold und Jenny Bamberger ebenfalls nach Frankfurt. 1939 wohnten sie im ersten Stock in der Thomasiusstrasse 11.

Eintrag für Leopold Bamberger im 1939 Adressbuch Frankfurt a/Main

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Hugo Bamberger konnte am 10. September 1938, also noch vor der Pogromnacht von 9/10 November 1938, über Rotterdam in den USA emigrieren.  Er lebte in New  York.

Aber Julius war noch im Deutschland in dem Schicksalsmonat von November 1938. Am 11. November 1938 wurde Julius verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt.

Arolsen Archiv, Inhaftierungsdokumente über Julius Bamberger (1897) im KZ Buchenwald.

Am 30. November 1938 wurde er wieder entlassen.

Arolsen Archiv, Inhaftierungsdokumente über Julius Bamberger (1897) im KZ Buchenwald.

Ein Jahr später, am 6. November 1939, konnte die Familie — Julius, Elsa, und Erich — in die USA einwandern.

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Leopold und Jenny konnten nicht weg. 1941 wohnten sie immer noch in der Thomasiusstrasse 11/I in Frankfurt a/Main.

Eintrag für Leopold Bamberger im 1941 Adressbuch Frankfurt a/Main
HEV, S. 1.
HEV, S. 2. Quelle: C. Lehmann, Sikaron.

Am 10. September 1942 mussten sie einen sogenannten ,,Heimeinkaufsvertrag (HEV)“ für ihre künftige Unterbringung und Versorgung in einer ,,Gemeinschaftsunterkunft“ in Ghetto Theresienstadt entrichten in Höhe von über 4000 Reichsmark.

Am 17. Oktober 1942 wurden sie ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort in Ghetto Theresienstadt wurden sie ermordet, Jenny bereits am 6. Oktober 1942, Leopold eine Woche später. Jenny war 65 Jahre alt, Leopold 77 Jahre.

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Julius und Hugo haben ihre Leben in Amerika weiter geführt. Am 4. Juli 1945 wurde Julius amerikanischer Bürger.1 Ohio, Southern District Naturalization Index, 1852-1991. Salt Lake City, UT, USA: FamilySearch, 2016. Am 31. Juli 1950 hat Eric (jetzt ohne „h“), der Sohn von Julius und Ella, Ellen Schwerin in Cuyahoga, Ohio geheiratet.  Ellen, geboren 10. Mai 1929 in Pirmasens im Rheinland, „war die Tochter von Alfred Schwerin, der 1944 im Schweizer Exil seine Lebenserinnerung „Von Dachau bis Basel“ verfasste. Selbst wurde sie als 9-jähriges Kind mit einem Kindertransport von Pirmasens nach La Guette in Frankreich verschickt. Mit weiteren 130 Kindern fand sie dort eine vorübergehende Bleibe.“ Eric und Ellen hatten zwei Kinder, Linda und Mark Bamberger.

Am 6. Januar 1964 wurde Julius Bamberger in einem Autounfall schwer verletzt2The Cincinnati Enquirer Cincinnati, Ohio · Saturday, December 05, 1964 und am 13 März 1964 starb er, 67 Jahre alt. Elsa Bamberger (geb. Hahn) starb am 02. Februar 1982.

Am 11. Juli 1989 starb Eric in Cincinnati/Ohio, am 02. Februar 2020 starb Ellen.

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1928 Foto von Clare Rothschild.

In Amerika hat Hugo Claire Rothschild geheiratet. Claire wurde als „Klara“  24 August 1906 in Schlüchtern/Hesse geboren,  Tochter von Jakob u. Kettchen (geb. Braunschweiger).  Mai 1928 ist sie allein mit 28 Jahren in die USA eingewandert.  August 1940 haben Claire und Hugo geheiratet.

Sie wohnten in Queens/New York und hatten keine Kinder. August 1971 starb Hugo, Juli 1973 ist Claire gestorben.

Grabstein von Hugo u. Claire Bamberger, Beth-El Cemetery, Paramus, Bergen County/NJ
Nachkommenliste von Leopold Bamberger